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Thüringer Allgemeine  vom 04.10.2003
 
Musikantenkönigin
In Chicago und Toronto: Gerda Gabriel reist als singende Botschafterin für Thüringen durch die Welt
 
 

Sie preist die Schönheit der Natur und unterliegt musikalisch dem Fernweh. Vor allem aber singt Gerda Gabriel von Thüringen. Ihre Lieder machten sie mehrfach zur Musikantenkönigin. Eigentlich ist sie eine singende Repräsentantin des Freistaates. Beim Thüringentag am Wochenende steht sie in Mühlhausen auf der Bühne.

Von Ute Rang
"Hallo liebe Gerda, hoffe, wir stehen bald wieder gemeinsam auf der Bühne. Wir sehen uns spätestens zum Thüringentag. Dein Kollege Kay Dörfel." Der Gruß steht auf Gerda Gabriels Homepage. Künstlerkontakt via Internet.Gerda steht in ihrem Garten in Erfurt. Das Herbstlaub, das Häuschen.

Sie baut, kennt also Ämtergänge, Genehmigungswesen und ist auch da nahe bei ihrem Publikum. Nicht das manches schneller ginge, nur weil der Name Gabriel drunter steht.

Beim Entrosten alter Geräte flog ihr ein Splitter ins Auge. Die Verletzung braucht Zeit. Gerda Gabriel braucht die Bühne. Das singen ist ihr Leben. Das Publikum spürt, da ist nichts gespielt, nichts gekünselt. Herüber kommen Lieder aus Leidenschaft. Sie gelten einem Abendrot, einer Blüte, einem Grashalm. Die Sängerin liebt die Natur. Sie sammelt Pilze, erwandert Thüringen oder radelt gemeinsam mit Martin, ihrem baumlangen Sohn.

Gemeinsam flogen sie in diesem Jahr zum German-Music-Festival nach Chicago. Dorthin reisten in drei Bussen auch deutsche Auswanderer, die seit Jahren in Toronto leben. Für sie gibt es den deutschsprachigen Sender Radio Herz. Bei Radio Herz ist Gerda Gabriel ein Star. Hörerwünsche bringen sie täglich in das Programm mit "Abendglocken der Heimat" oder "Geh' deinem Glück ein Stück entgegen" oder "Die Heimat darfst du nie vergessen". Die Interpretin bringt Thüringen zu Radio Herz aber auch nach Holland, wo sie wochenlang eine Hitparade anführte und live Interviews im Radio gab. Sie singt "Thüringen, mein Thüringen", "Im Herzen von Deutschland", "Heimweh nach Thüringen" und "Mein Herz das schlägt für Erfurt".
Das Publikum in Chicago empfing Gerda Gabriel wie eine alte Freundin. Wir kennen deine Lieder, wir kennen dich, sagten die Damen und Herren und feierten die Sängerin aus Thüringen. Sohn Martin bediente die Tontechnik und erntete professionelles Lob für sein Geschick.
Der familiäre Empfang, die schönen Stunden, die man miteinander verbrachte, reichen bis in die Gegenwart. Auch hierfür nützt das Internet. Elise Heininger aus Wisconsin schreibt: "Mir geht es sehr, sehr gut.... Sie mussten früh anfangen, 33 Bestrahlungen fertig zu kriegen, bevor ich am 4. September bis 27. Oktober nach Deutschland fliege. Ich freue mich so sehr, zusammen mit meiner Schwester die Gerda am 10. Oktober im Fernseher zu sehen. Das wird ein besonderer Tag für mich sein. Ich weiß, dass sie wieder die Zuschauer in der Hand haben wird. Wie kann man nicht mitgerissen werden mit ihrem natürlichem Charme, ihrer schönen Stimme und Lebensfreude. So lieb uns schön."
Am 10. Oktober tritt Gerda Gabriel in "Achims Hitparade" auf. Schon vier mal war sie hier Musikantenkönigin. Nun bewirbt sie sich mit ihrem neuen Titel "Nimm es so, wie es kommt" ein weiteres Mal um den Thron, den die Zuschauer mit ihrem Votum besetzen. Das neue Lied komponierte Ecki Stein, den unter anderem der Song "Sun of Jamaica" bekannt machte. Wolfgang Schwalm, der Produzent, nennt sich mit dem Künstlernamen Wildecker Herzbube.
Gerda Gabriel ist mutig. Sie bewegt sich längst nicht allein in vertrautem Umfeld. Im Februar wagte sie sich als einzige Interpretin jenseits von Nordrhein-Westfalen in den WDR-Wettstreit der Karnevalssänger. Im Fastnacht-Mutterland belegte sie einen viel beachteten vorderen Platz gepaart mit der Empfehlung, doch bitteschön wieder zu kommen. Auch so sieht Erfolg aus.
Gerda Gabriel lockt nicht mit Skandälchen. Ihr Lebensweg ist ruhig. Sie war immer hier, hat keine deutsch-deutschen Pendelversuche, keine Bespitzelungen, keine spektakulären Hochzeiten oder Scheidungen. Sie hat ihre Lieder und vor der Bühne ihre Hörer. immer wieder, immer neu.
Sie hatte bereits Verfahrenschemie in Halle studiert als sie doch gegen die Warnung ihrer Mutter - Musik ist eine brotlose Kunst - und für ihre Leidenschaft entschied. In Weimar studierte sie Gesang und war dann schnell auf den Unterhaltungsbühnen Zuhause.
Mit der wende waren die Sänger aus dem Westen gefragt. Leute wie Gerda Gabriel kannte man ja hinreichend. Sie arbeitete für einen Produzenten im CD-Vertrieb und baute sich eine neue, die zweite Karriere als Sängerin auf, ohne sich an einen der großen Produzenten im Volksmusikgeschäft zu verkaufen. Das bedeutete Kampf. Aber sie hat es geschafft. Längst hat sie ihr Publikum. Noch im Herbst geht sie mit dem Super Wunschkonzert auf Deutschlandtournee. Gerda Gabriel singt und moderiert. In Deutschland muss sie nicht wie in Amerika berichten, was der Rennsteig, wie hoch der Inselsberg und wie schön das Saaletal ist. Hier singt sie auch von der andalusischen Sonne und "Fahre mit mir nach Venezia".
Für ihre Thüringer Lieder bekam sie den Herbert-Roth-Preis. Darauf ist sie stolz und was es bedeutet, das weiß selbst Elise Heininger in Wisconsin.
   
 
   
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