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Sie war die Rockstimme der DDR. Nach der Wende startete sie eine neue Karriere

 
Volksmusik - Star Gerda Gabriel
"Wenn alle schunkeln, bin ich glücklich" 
 

Ende der siebziger Jahre wurde sie von Dean Reed entdeckt: Die große Stimme der kleinen Gerda Gabriel. Mit dem Titel "Seit ich ihn sah" wurde sie über Nacht ein Star.  Doch nach der Wende tauschte sie Schlager und Minirock gegen Heimatmelodien und Dirnd'l.

 
Ein Plattenbau am Erfurter Stadtrand. 17 Etagen. In der 10. hat Gerda Gabriel (41) ihr Dreizimmer - Reich: In der Wohnstube ist der Kaffeetisch gedeckt, die rustikale Sitzecke von Blumen umrahmt. Sträuße über Sträuße - frische und getrocknete. Und viele Töpfe, aus denen das Grün kräftig wuchert.
"Ich bin ein richtiger Pflanzen - Narr, komme eher an einer Modeboutique als an Blumenläden vorbei. Richtig glücklich bin ich erst in meinem Garten im Erfurter Steigerwald, wenn alles blüht und grünt."
Doch die Sommertage dort, die sie mit Sohn Martin (11) verbringt, werden von Jahr zu Jahr weniger. denn die Volksmusikfans wollen Gerda Gabriel wieder und wieder hören. Mit "Heimweh nach Thüringen" hat sie sich an die Spitze der Volksmusik - Charts im MDR gesungen. Dieser Hit wird sogar schon als neue Thüringen - Hymne gefeiert. In Carmen Nebels TV -Show "Musik für Sie" bekam sie weit mehr Applaus als Gaststar Bonny Taylor.
"Letztes Jahr hatte ich 150 Auftritte. Doppelt soviele wie in den Jahren zuvor. Und jetzt im März erscheint meine zweite CD ("Heimat"). Mir geht's prima!"
Ihr Erfolgsrezept? "So was hab ich nicht. Das klingt so chemisch, erinnert mich an mein abgebrochenes Chemiestudium. Vielleicht hilft mir, daß ich das Leben liebe, die Fröhlichkeit. Schlechte Tage kenne ich nicht, nur traurige..." Wie der 17. Juni1986, da starb Dean Reed.
Es passierte drei Wochen nach Martins Geburt. Nach höchstem Glück - tiefste Traurigkeit. Ich konnte Deans Tod nicht fassen. Er hatte mich oft besucht, als ich schwanger war, wollte so gern mein Baby sehen. Ich denke oft an den Augenblick unseres Kennenlernens 1979 im Palast der Republik."
Sie war noch eine unbekannte Sängerin, die eigentlich Helzel hieß und sich als Künstler gerade mal ihren Namen "Gabriel" zugelegt hatte. Er war 40. Superstar und Frauenschwarm. Und sagte: "Gerda, du bist ein großes Talent. Ich will dich in meiner Show haben."
 

"Dean machte mir einen Heiratsantrag"

 
1980 traten sie zum ersten Mal gemeinsam auf. "Die Show lief wunderbar, Dean umarmte mich begeistert, du bist eine wunderbare Frau. Ich möchte dich heiraten!" Doch, das ist wirklich passiert. Und es war für mich junges Ding ein wahnsinniges Erlebnis." Beim Wort genommen aber hat Gerda den schönen Amerikaner nicht. Denn damals kannte sie schon ihren Herbert, Musikerkollege und 20 Jahre land die einzige Liebe ihres Lebens.
 

"Weshalb meine Ehe auseinander ging"

 
Ein Jahr nach Martins Geburt, 1987, hatten beide endlich geheiratet. "Ich war damals viel unterwegs. Und wenn ich mal nach Hause kam, ging Herbert zur Probe. Wir gaben uns nur noch die Klinke in die Hand. Die Liebe war irgendwann vorbei. Wir trennten uns als Freunde."
Das war kurz nach der Wende. In einer schwierigen Zeit für die Sängerin. Denn die Engagements kamen nur spärlich. Wie das zur Erfurter Gartenbauausstellung '91. Ein bayrischer Plattenproduzent hörte Gerda, wie sie das blühende Thüringen besang. "Er bot mir an, eine CD zu produzieren. Und als Vertreterin seines Verlages in den neuen Ländern zu verkaufen.".
Und Gerda verkaufte gut. Denn die Lieder der CD sang sie ihren Kunden persönlich vor. Die Engagements mehrten sich. Bald hängte sie den Vertreterjob an den Nagel und wurde Musikantenkönigin in Achims Hitparade". Für den Mai hat mich Achim Menzel wieder eingeladen", freut sich Gerda Gabriel und schenkt die letzte Neige Kaffee ein.
Sohn Martin steckt den Kopf ins Zimmer und drängelt: "Mama, wir müssen nach Suhl, zum Auftritt." Denn meist ist Martin dabei, wenn Mutti singt. Sonst hütet Freundin Ines ihren Sohn. "Aber nur für Stunden, denn er ist mir das Wichtigste im Leben."
 
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